Folsäure vermindert Missbildungsrisiken in der Schwangerschaft
Die Folsäure, deren Salze auch Folate genannt werden, ist ein 1941 entdecktes, hitze- und lichtempfindliches Vitamin aus dem B-Komplex. Das Vitamin ist auch empfindlich gegenüber Sauerstoff und Schwermetallen, sowie geringfügig gegenüber Wasser. Es ist essentiell, d. h. es kann vom Körper selber nicht hergestellt werden. Eine Zufuhr über die Nahrung und/oder Nahrungsergänzungsmittel ist deshalb zur Gesunderhaltung zwingend notwendig! Eine mangelnde Folsäureversorgung von schwangeren Frauen führt in Europa zur Geburt von jährlich Tausenden an Neuralrohrerkrankungen wie Spina bifida leidenden Kindern. Zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland nehmen weniger als 300 Mikrogramm (µg) Folsäure am Tag auf. Die empfohlene Tagesdosis nach RDA beträgt 400 µg.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt ebenfalls eine tägliche Aufnahme von ca. 400 Mikrogramm Folsäure, während Frauen mit Kinderwunsch mindestens 600 Mikrogramm zuführen sollten. Diese Dosierung sollte spätestens vier Wochen vor der Empfängnis zugeführt werden und auch nach der Geburt sollte diese Mindestdosis noch weitere drei Monate eingenomen werden. Eine obst- und gemüsereiche vollwertige Ernährung kann diese Mindestdosis an Folsäure zur Prävention von Missbildungen leider nicht decken, sodass Frauen mit Kinderwunsch auf die Einnahme von folsäurehaltigen Präparaten angewiesen sind. Folsäuremengen über 1000 Mikrogramm täglich sind laut Wikipedia dagegen nicht zu empfehlen, da sie zu nicht umsetzbarer Folsäurekonzentrationen im Körper führen soll. Da es sich bei der Folsäure aber um ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex handelt, ist diese Gefahr der Überdosierung jedoch nicht als allzu groß anzusehen, da überschüssige Folsäure mit dem Urin täglich ausgeschieden wird. Der bekannte amerikanische Ernährungsspezialist Dr. Robert C. Atkins in dem Buch von Dieter Henrichs: „Handbuch Nähr- und Vitalstoffe“ empfielt sogar bei gesunden Erwachsenen eine tägliche Zufuhr von 3 bis 8 mg pro Tag, da gerade bei diesem Vitamin die häufigste Unterversorgung besteht.
Auch in dem Buch: „Knaurs Großer Vitaminführer, Gesund mit der Natur“ von Jutta von Lauffenburg wird bereits ein täglicher Folsäurebedarf von Schwangeren von 1,8 mg, d. h. 1800 Mikrogramm (nach FDA, Amt für Nahrungs- und Arzneimittel, amerikanische Gesundheitsbehörde) empfohlen. Die Folgen des Mangels an Folsäure sind weitaus verherrender: die Zellteilungs- und Wachstumsfunktionen des Körpers sind gestört, was sich besonders negativ auf die Embryonalentwicklung auswirken kann.
In den USA und Kanada wird Weißmehl mit Folsäure angereichert, was dort sogar gesetzlich vorgeschrieben ist. Seit dem kommen in diesen Ländern nur noch etwa halb so viele Kinder mit Fehlbildungen zur Welt, während negative Auswirkungen einer eventuellen Überdosierung nicht auftreten!
Dr. Christian Albring:
„Viele angeborene Defekte wie die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, ein missglückterNeuralrohr-Verschluss oder auch angeborene Herzfehler können durch rechtzeitige Folsäure – Einnahme verhindert werden“, erläutert der Neurologe Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF). Jedes 500. Neugeborene ist heutzutage von einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte betroffen, die meist im Alter von vier Monaten operiert werden muss und mit erheblichen Belastungen für Mutter und Kind verbunden ist. Mit Folsäure lässt sich das Risiko für diese Entwicklungsstörung halbieren. Dies gilt auch für angeborene Herzfehler, von denen etwa eins von hundert Neugeborenen betroffen ist. Weniger häufig, aber meist mit fataleren Folgen für das Kind, sind durch Folsäure verursachte Neuralrohr-Defekte. Dabei entwickeln sich beispielsweise Teile des Gehirns, der Hirnhäute sowie der darüber liegenden Schädelknochen und Haut nicht, was zu lebenslangen Behinderungen des Babys oder zu einem vorzeitigen Schwangerschaftsabbruch führen kann. Viele Frauen unterschätzen diese vermeidbaren Missbildungsrisiken, obwohl der positive Effekt seit langem bekannt ist. Mit dem Absetzen der Pille sollte spätestens mit der Einnahme von Folsäure begonnen werden.“
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Weniger bekannt ist, dass auch das Risiko für eine Frühgeburt drastisch reduziert werden kann, wenn das B-Vitamin früh genug eingenommen wird. Dabei sinkt das Risiko für Frühgeburten deutlich, wenn Frauen bereits ein Jahr vor der Schwangerschaft Folsäure einnehmen, berichten Wissenschaftler der University of Texas in Galveston/USA. Nach den Ergebnissen der Forscher sinkt das relative Risiko um 50 bis 70 Prozent – unabhängig von Alter, Hautfarbe der Mütter oder anderen Faktoren. Besonders stark scheint das Risiko für sehr frühe Frühgeborene zurückzugehen, die am stärksten von Gehirnschäden betroffen und durch die nicht ausgereifte Lunge gefährdet sind.
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Gesundheitstipp:
Da zum geregelten Ablauf des Folsäurestoffwechsels noch zusätzlich die Vitamine C, B1, B6 und B12 sowie das Spurenelement Zink benötigt werden, ist ein Kombinationspräparat zu empfehlen.
Bereits die Pille vermindert die Aufnahme folgender Vitamine: B1, B2, B6, Folsäure (B9), B12 und E. Auch die Resorption von Zink und Magnesium wird behindert. Da das Auffüllen der Folsäurespeicher einige Monate dauert, kommt es wegen Folsäuremangels oft zu Fehlbildungen bei Schwangerschaften. In den USA ist es ein ärztlicher Kunstfehler, wenn mit der Pille nicht auch gleichzeitig Folsäure verschrieben wird.
Dr. Heike Jürgens
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Quellen/weiterführende Literatur:
– http://de.wikipedia.org/wiki/Fols%C3%A4ure
– http://de.wikipedia.org/wiki/Recommended_Daily_Allowance
– http://de.wikipedia.org/wiki/Recommended_Daily_Allowance
– http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Gesellschaft_f%C3%BCr_Ern%C3%A4hrung
– http://www.frauenaerzte-im-netz.de/aerzte/arzt_432.html
– „Handbuch Nähr- und Vitalstoffe“ von Dieter Henrichs, Constantia-Verlag, 2005
Fit und gesund durch Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, essentielle Fett- und Aminosäuren, Nähr- und Vitalstoffe, die Bausteine unserer Gesundheit. Anwendungstipps und Praxiswissen zur Vorbeugung und Behandlung gesundheitlicher Beschwerden. Mit ausführlicher Beschreibung vieler orthomolekularer und phytotherapeutischer Substanzen.
– „Knaurs Großer Vitaminführer, Gesund mit der Natur“ von Jutta von Lauffenburg, Orginalausgabe 1988
Über den Autor:
Andreas Jopp ·Gefragter Medizinjournalist und Bestseller-Autor. ·Veröffentlichte 200 Fachartikel zu medizinischen Therapien und sechs Bücher zu den Themen Vitamine, Mineralien, Fette und Hormone. ·War wochenlang in den Sachbuch-Bestsellerlisten von Focus und Stern. ·Gilt als einer der bekanntesten Ernährungs- und Anti-Agingspezialisten im deutschsprachigen Raum.