Selen – Spurenelement mit antikanzerogenen Eigenschaften
Noch vor über 70 Jahren galt das Element Selen als hochtoxisch. Seit 1957 ist bekannt, dass Selen ein essentielles und damit lebensnotwendiges Spurenelement ist, was seit 1964 sogar als antikanzerogen eingestuft wird. Zahlreiche groß angelegte Studien der letzten Jahre liefern uns nun die wissenschaftlichen Beweise für die antikanzerogenen Eigenschaften des Selens. Doch das ist nicht alles! Selen wirkt im höchsten Maße antioxidativ und beugt somit unseren altersbedingten Zivilisationskrankheiten vor.
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Die Bedeutung des Selens in der Krebstherapie
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Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Krebs spielt das Immunsystem. So ist u. a. eine Spurenelement-Mangelerkrankung ein allgemein bekanntes Risiko um an Lungen- und Darmkrebs zu erkranken. Doch warum der eine Raucher erkrankt und der andere nicht, weiß niemand genau zu sagen. Die Gesundheit des Menschen hängt von vielen Faktoren ab. So muß unser Immunsystem mit zahlreichen äußeren und inneren Einflüssen fertig werden, die weit über das Rauchen hinaus gehen. Dabei spielen unsere tägliche Ernährung, unsere Umwelt und unsere persönlichen Verhaltensweisen eine wesentliche Rolle.
Das Spurenelement Selen wird über die Nahrung aufgenommen. Eine ausreichende Menge ist Vorraussetzung für ein aktives Immunsystem. Überdurchschnittlich viel Selen findet sich in Nüssen sowie im Hühnerfleisch.
Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass Selen sowohl vor Krebserkrankungen schützen kann, als auch die konventionelle Behandlung erfolgreicher macht. So wird eine Strahlen- und/oder Chemotherapie besser vertragen und die Mittel wirken effektiver /1/.
Studienlage:
Eine im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichte Studie zeigte, dass die tägliche Zufuhr von 200 Mikrogramm Selen bestimmte Krebsrisiken, wie z. B. Prostata-, Kolon- und Lungenkrebs um 45 bis 63 % verringert. In einer anderen Studie im Journal of the National Cancer Institute wurde der Selenspiegel von 30.000 Männern untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass bei den Männern, die einen täglichen Selenspiegel von 160 Mikrogramm Selen aufwiesen, ein um 65 % verringertes Risiko bestand, an Prostatakrebs zu erkranken. Der Serumspiegel der Männer, mit denen verglichen wurde, lag bei etwa 80 Mikrogramm Selen, wobei davon ausgegangen werden kann, dass der „Normalbürger“ in Deutschland einen noch geringeren Selenspiegel aufweißt, der so um 10 bis 15 Mikrogramm liegen dürfte /2/.
Weitere Studien bestätigen, dass Selen das Lungen- und Brustkrebsrisiko sowie das Risiko an Krebs des Verdauungssystems zu erkranken, senkt. So leiden deutlich weniger Menschen, die in Regionen mit hohem Selengehalt leben, an diesen Krebsarten. Eine chinesische Studie fand heraus, dass eine Anreicherung der Nahrung mit Selen das Risiko für Leberkrebs verringert. Untermauert wurde diese Studie durch eine von Prof. Clark geleitete NPC-Studie (National Prevention of Cancer), die aussagt, dass 200 Mikrogramm Selen täglich die Zahl der Krebserkrankungen um 34 % und die Zahl der Krebstoten gar um erstaunliche 50 % senkt /2/.
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Wo kommt Selen im Körper vor?
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Die Aufgabe des Selens in der Bekämpfung der freien Radikale liegt nun darin, dass es als Radikalenfänger im Körper wirkt. Selen ist ein wichtiger Bestandteil von Enzymen, wie z. B. der Glutathionperoxidase. Dort erfüllt Selen die Aufgabe zusammen mit dem Enzym die während des normalen Fettstoffwechsels gebildeten Peroxid-Radikale (s.o.: freie Radikale) zu zerstören. Verbleiben Peroxide ungehindert in der Zelle, greifen sie die Zellwände an und destabilisieren sie.
Des weiteren ist Selen an der Entgiftung gefährlicher Medikamente oder Toxine beteiligt und spielt mindestens noch in zwei weiteren Enzym-Systemen eine Rolle: bei der Jodthyrosin-Deiodase, einem Enzym, welches das Schilddrüsenhormon T4 aktiviert, und bei der Thioredoxin-Reduktase, einem Enzym, welches die reduzierenden Reaktionen im Körper reguliert, die wichtig für das Zellwachstum sind. Bestimmte Plasma-, Herz-, Muskel- und Nierenproteine enthalten selen. Jedoch ist die Funktion des Selens in diesen Proteinen noch in weiten Bereichen unklar /4/.
Es gibt viele verschiedene Selenoproteine, also Eiweißstoffe, die das Spurenelement Selen gebunden haben und u. a. als Transportsysteme für Selen arbeiten. In den Selenoproteinen ist Selenocystein enthalten, das auch als 21. Aminosäure bekannt ist. Selenoproteine kommen in dieser Funktion nur in tierischen Organismen und somit auch beim Menschen vor. Pflanzen bauen Selen je nach Bodengehalt anstelle des Schwefels in ihre Aminosäuren ein und dort besonders in die Aminosäuren Methionin und in geringem Umfang auch in Cystein. Bis heute wurden mindestens 25 Selenoproteine im menschlichen Körper entdeckt.
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Wieviel Selen benötigen wir täglich?
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200 Mikrogramm Selen gelten als ausreichend, um Mangelkrankheiten vorzubeugen. Da Selen im Gegensatz zu anderen Spurenelementen aufgrund seiner Toxizität eine geringe therapeutische Breite besitzt, sollte eine Obergrenze von 500 Mikrogramm Selen pro Tag nicht überschritten werden. Nach derzeitigen Erkenntnissen kann davon ausgegangen werden, dass eine maximale Konzentration von 5 Mikrogramm Selen pro Kilogramm Körpergewicht, dass sind also 375 Mikrogramm Selen für einen 70 Kilogramm schweren Menschen, längerandauernd täglich aufgenommen werden können, ohne dass gesundheitliche Störungen zu befürchten sind /5, 6/.
Die durchschnittliche Aufnahme von Selen mit der Nahrung variiert in verschiedenen Ländern und ist in folgender Übersicht zusammengestellt /7/:
Land: Mikrogramm Selen pro Tag
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China: 9 – 11
Östereich: 36,5 – 67,8
USA: 62 – 216
Venezuela 170 – 980
Der empfohlene Selenbedarf scheint zwischen 50 und 100 Mikrogramm am Tag zu liegen, wobei höhere Selenzufuhrraten (150 – 300 Mikrogramm am Tag) als wünschenswert beschrieben worden sind /7/. Die zwei am häufigsten in der Nahrung vorkommenden Formen des Selens sind die beiden Selenoaminosäuren (siehe oben): Selenomethionin, welche größtenteils in pflanzlicher Nahrung zu finden ist, sowie Selenocystein, die überwiegend in tierischen Lebensmitteln vorkommt.
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Gesundheitstipp:
Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Selen sind /8/: Hülsenfrüchte, Fleisch und Innereien, Fisch, Getreide, wie z. B. Roggen, Roggenprodukte und Spargel.
Fleisch enthält relativ viel Selen, weil die Nutztiere zur Vorbeugung gegen Selenmangelerkrankungen mit Selen angereichertes Futter fressen. Selen wird in hohem Maße im Dünndarm resorbiert, wobei organisch gebundenes Selen, wie es im Selenomethionin vorliegt, eine Bioverfügbarkeit von bis zu 90 % besitzt. Im Gegensatz dazu werden anorganische Verbindungen, wie z. B. Selenit nur zu ca. 60 % ins Blut aufgenommen. Wie in Tierversuchen bestätigt, fördern Proteine, wie z. B. Methionin, die Verfügbarkeit des Selens. Gleiches gilt für Vitamin E, hohen Konzentrationen an Vitamin A und Antioxidantien. Schwermetalle und Schwefel hemmen dagegen die Resorption des Selens. Auch Vitamin C soll die Bioverfügbarkeit von Selen reduzieren /2/. Liegt Selen allerdings an Aminosäuren gebunden vor, wie es beim Selenomethionin der Fall ist, kann das Vitamin C die Selenaufnahme nicht mehr beeinflussen.
Weiterhin ist es wichtig, zu beachten, dass auch in unserer Nahrung eine Kombination von zahlreichen Mikronährstoffen, wie z. B. Carotinoide, Lycopin, Vitamin E, Vitamin C, Antioxidantien usw. vorliegt und erst dadurch eine optimale Schutzwirkung zur Erhaltung der Abwehrkräfte und vieles mehr vorhanden ist.
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Wann sind Selenpräparate notwendig?
Umfangreiche Untersuchungen von Prof. Grube vom Wilhelminenspital der Stadt Wien zeigen, dass der Selenstatus (Normalwert = 100%) bei verschiedenen Krankheitsbildern verringert ist. Ein Selenmangel liegt demnach bei folgenden Krankheiten vor /9, 10/, wobei der in Klammern aufgeführte Prozentwert den Selenstatus bezeichnet:
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Krebserkrankungen (86 %) unter Chemotherapie (68 %) koronare Herzerkrankungen (64 %) Geriatrie (66 %) Immundefizenz (Aids) (63 %) Rheumatoider Formenkreis (74 %)
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Prof. Grube hat in den vergangenen Jahren klinische Erfahrungen bei den verschiedenen Spurenelement-Mangelerkrankungen. Er hat festgestellt, dass gerade ältere Menschen mit mehrfachen Gesundheitsstörungen immer häufiger die Symptome eines Spurenelement-Mangels zeigen. Gerade die Versorgung mit dem Spurenelement Selen ist heute zunehmend gestört. Neben einer allgemeinen Unterversorgung unserer Böden mit Mineralstoffen, die gleichzeitig zu einer Unterversorgung der Pflanzen führen, spielt auch eine einseitige Kost, falsche Zubereitung (durch Kochen gehen 50 % des in der Nahrung vorhandenen Selens verloren!), das Essen von Konservennahrung und industriell verarbeiteten Lebensmitteln eine Rolle. Gerade bei älteren Menschen kommt das Essen von Frischkost und Nüssen oft zu kurz. Viele Menschen mögen darüberhinaus aus verständlichen Gründen keine Innereien essen oder verzichten ganz auf Fleisch.
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Auch bei folgenden Belastungen macht die Einnahme von Selenpräparaten Sinn:
–Verbesserung des Immunschutzes bei Anfälligkeit für Krankheiten
-sportliche Anstrengungen
-Streßsituationen (s. oben)
-Schwermetallbelastung (z. B. Quecksilber)
-Einnahme entwässernder Medikamente
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Einkauftipps:
Bei dem Kauf von einem geeigneten Selenpräparat ist darauf zu achten, dass das Selen organisch gebunden vorliegt. Das ist z. B. bei Hefepräparaten der Fall, wo das Selen an Methionin gebunden ist, wie es in der Nahrung der Fall ist und somit für den Körper besser verfügbar ist. Anorganisches Selen, wie z. B. Selenite, haben eine verringerte Verfügbarkeit! Auch bei Nahrungsergänzungen sollte immer die Natur unser Vorbild sein, d. h. natürliche Nahrungsergänzungsmittel mit Vitalstoffen, die aus natürlichen Quellen stammen, sollten synthetisch im Labor hergestellten Präparaten vorgezogen werden.
Sie können Ihren Selenspeicher auch mit hochwertigen Mineralienpräparaten, die häufig Spurenelemente enthalten, auffüllen. Neben tierischen Produkten können Sie auch pflanzliche Quellen nutzen, die besonders selenreich sind, wie z. B. naturbelassene unbehandelte Nüsse, die auch noch zusätzlich hochwertige ungesättigte Fettsäuren und viele Sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Besonders zu empfehlen sind auch unraffinierte Nussmehle, die kalorienarm sind und den größten Teil der Mineralien und Spurenelemente der Nüsse enthalten. Ganz besonders selenreich sind Paranüsse.
Wussten Sie, dass Paranüsse die mit Abstand ergiebigste natürliche Selenquelle sind? Paranüsse enthalten bis zu 2000 Mikrogramm/100 Gramm natürlich eingebundenes und deshalb sehr gut bioverfügbares Selen.
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Weitergehende Informationen finden Sie in folgender Literaturliste, wobei bei den Internetadressen das Journal für Ernährungsmedizin besonders hervorzuheben ist, wenn umfangreicheres Wissen über Selen und weiteren essentiellen Spurenelementen, verbunden mit Studienergebnissen, gewünscht wird.
Dr. Heike Jürgens
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Literaturliste:
/1/: www.medizin.de, Dr. Berthold Gehrke, 2007
/2/: Hilife e.V., 2004-2006 (www.hilifeev.com/results/Selen/)
/3/: Das OPC-Arbeitbuch, Gesundheitswissen kompakt, von Anne Simons, Maya-Media-Verlag, 2006
/4/: Wikipedia, Selen (de.wikipedia.org/wiki/Selen)
/5/: Bratter P., Negretti de Bratter VE. Influence of high dietary selenium intake on the thyroid hormone level in human serum, J Trace Elem Med Biol 1996 (10): 163-6
/6/: Barceloux DG. Selenium. Clin Toxicol 1999 (37): 145-72
/7/: Journal für Ernährungsmedizin, 2 (2), 18 – 23, 2000, Ausgabe für Österreich: „Spurenelemente auf dem Weg ins 21. Jahrhundert – zunehmende Bedeutung von Eisen, Kupfer, Selen und Zink“, C. Ekmekcioglu (www.kup.at/journals/inhalt/443.html)
/8/: Pfannhauser W., Essentielle Spurenelemente in der Nahrung, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1988
/9/: www.naturheilkundelexikon.de/
/10/:“Handbuch Nähr- und Vitalstoffe“, von Dieter Henrichs, Constantia-Verlag, 340 Seiten, 4. Auflage 2005