Niedrige Serotoninkonzentration im Herbst und Winter drückt die Stimmung
Mit dem Einsetzen der dunklen Jahreszeit tritt auch in vielen Seelen Dunkelheit ein. Bestimmte Botenstoffe im Gehirn, die für eine aufhellende Stimmung verantwortlich sind, werden nicht mehr im ausreichenden Maße gebildet. Lichtmangel ist wissenschaftlichen Studien zufolge bei vielen Menschen Auslöser für regelmäßig wiederkehrende Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen. Bei diesen Menschen helfen häufig Therapien, die den Lichtmangel ausgleichen.
So kann die Einnahme von Johanniskrautpräparaten helfen, das Licht besser auszunutzen.
Chemie für Interessierte:
Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthält den roten Farbstoff Hypericin, der diese effektive Nutzung des Sonnenlicht bewirkt. Gleichzeitig beeinflußt dieser Farbstoff den Gehirnstoffwechsel, indem er die Konzentration des Melatonins erhöht, ein Hormons, welches aus Serotonin gebildet wird und eine schlafregulierende Wirkung ausübt. Niedrige Serotoninspiegel führen bekanntermaßen zu Symptomen wie gedrückter Stimmung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und dem Drang zu übermäßiger Nahrungsaufnahme. Hypericin ist ein rotes Anthrachinon-Derivat und gehört somit zu den Polyphenolen. Er stellt einer der wesentlichen färbenden Bestandteile der Johanniskräuter dar.
Strukturformel von Hypericin
Serotonin, ist ein Indolamin und gehört gemeinsam mit Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin zur Gruppe der Monoamine. Chemisch gesehen handelt es sich um ein Alkaloid mit Tryptamin-Struktur. Es fungiert im Organismus als Gewebshormon bzw. als Neurotransmitter im Zentralnervensystem, Darmnervensystem, Herz-Kreislauf-System und im Blut. Der Name leitet sich von seiner Wirkung auf den Blutdruck ab: Serotonin ist die Komponente des Serums, die den Tonus (Druck) in den Blutgefäßen reguliert.
Strukturformel von Serotonin
Serotonin wird aus der Aminosäure L-Tryptophan gebildet, die mit der Nahrung aufgenommen wird. Serotonin selbst passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke. Ein Mangel an Serotonin kann durch stark verminderte Verfügbarkeit von L-Tryptophan in der Gehirnflüssigkeit entstehen. Durch den Verzehr von Kohlenhydraten wie Zucker und Stärke lässt sich die Menge des Serotonins im Körper kurzfristig erhöhen: Jeder kennt es, wenn nach dem Essen von z B. Schokolade unsere Stimmung erstmal ansteigt. Verantwortlich dafür ist eine vermehrte Ausschüttung des Hormons Insulin, das neben dem Zuckerstoffwechsel auch die Aufnahme des Tryptophans im Gehirn fördert. Tryptophan wird in Serotonin umgewandelt, der Serotoninspiegel steigt und die Stimmung hellt sich auf. Zwar enthält auch eiweißreiche Kost wie Fleisch oder Milch Trypthophan. Andere Eiweißbauteile in dieser eiweißreichen Kost blockieren jedoch den Transport des Tryptophans in die Gehirnzellen, so dass der Serotoninspiegel sogar absinken kann. Ein geeigneteres Mittel um den Serotoninspiegel zu erhöhen, ist die körperliche Bewegung, die nicht nur den Serotoninspiegel ansteigen lässt, sondern auch die Bildung andere Hormone fördert, die direkt oder indirekt die Stimmung positiv beeinflussen und depressive Symptome verschwinden lassen, wie z. B. die Endorphine.
Nicole Praschak-Rieder, Alan Wilson und Kollegen von der University of Toronto haben nun in einer aktuellen Veröffentlichung berichtet, dass saisonale Stimmungsschwankungen bei Menschen nicht mit der eigentlichen Menge des Stimmungshormons Serotonin im Gehirn zusammenhängen, sondern offenbar mit seiner im Sommer und Winter unterschiedlich effizienten Verarbeitung durch spezialisierte Hormontransporter. Damit sei womöglich eine bislang vernachlässigte Ursache dafür aufgedeckt worden, warum mit Beginn der dunklen Jahreszeiten die Laune von Gesunden oder der Zustand von Gemütskranken wechselt. Die Wissenschaftler hatten die Gemütsverfassung von 88 Freiwilligen über mehrere Jahre hinweg, von Dezember 1999 bis Dezember 2003, beobachtet und zudem in verschiedenen Jahreszeiten mit Hilfe einer Positronenemissionstomografie die Effektivität der Serotonin-Transporter in unterschiedlichen Hirnregionen bestimmt. Dieser Transporter ist ein Protein, welches Serotonin bindet, sodass der Botenstoff nicht in die Nervenzellen gelangt und dort nicht wirken kann. Befindet sich zu wenig Serotonin in den Nervenzellen, können die für eine Depression typischen Symptome auftreten. Wie sich herausstellte, lagen die ermittelten „Serotonin-Transporter-Bindungspotenziale“ im Winter und Herbst bei allen Teilnehmern in allen Hirnarealen höher, sodass weniger Serotonin in die Nervenzellen gelangen und dadurch die saisonalen Depressionen auftreten konnten. Die höchsten Werte fanden sich an den Tagen mit der geringsten Sonnenscheindauer, wie die Wissenschaftler durch einen Abgleich mit meteorologischen Daten entdeckten.
Dr. Heike Jürgens
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Quellen/Literatur:
–http://www.depression-therapie-forschung.de/horm-sero-mela.html -Praschak-Rieder, N. et al.: Seasonal Variation in Human Brain Serotonin Transporter Binding. In: Archives of General Psychatry 65: S. 1072-1078, 2008-http://www.naturheilkunde-online.de/naturheilkunde/fachartikel/
–http://de.wikipedia.org/wiki/Hypericin-http://de.wikipedia.org/wiki/Serotonin
-„Heilkräuter für die Seele“ von Gerti Samel, Ludwig – Verlag 1996, 142 Seiten
Zum Inhalt:
Innere Ruhe bei Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, Antriebsschwäche und Depression finden. Die besten Rezepte von Johanniskraut, Baldrianwurzel bis Passionsblumenkraut. Heilkräuter beeinflussen unsere Stimmung, befreien von negativen Haltungen und Ängsten, lassen uns die innere Ruhe wiederfinden und helfen, die Lebenskraft zu bewahren. Sie heilen psychische Leiden auf natürliche Weise und stimulieren damit unser körperliches Wohlbefinden.
In diesem Buch finden Sie:
- Detaillierte Beschreibungen der wichtigsten Heilkräuter von Johanniskraut bis Passionsblumenkraut, ihre Wirkung und Anwendung
- Wie Sie seelische Leiden von A bis Z mit Lräutermischungen und Teerezepturen lindern
- Angaben über Zubereitung, Aufbewahrung und Bezugsquellen von Heilkräutern
- Exakte Mengenangaben und Dosierungsanleitungen mit Hinweisen, wie lange das jeweilige Mittel eingenommen werden darf
Über die Autorin (1996):
Gerti Samel ist Redakteurin bei der Zeitschrift Cosmopolitian. Seit zehn Jahren ist sie dort verantwortlich für die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Esoterik und Umwelt. Ihre Spezialgebiete sind dabei Naturheilkunde und alternative Medizin.
Siehe auch: http://www.gerti-samel.de/