Gesunde Ernährung trotz knapper Haushaltskasse?!
Die angespannte finanzielle Lage bei vielen Familien führt immer öfter dazu, dass gerade bei der Ernährung gespart wird. Das Resultat ist, dass beim Einkaufen oft ungesunde Sachen in den Warenkorb kommen. Doch wie lässt sich das Problem umgehen? In der Celleschen Zeitung wurde am 15.09.07 von Kirsten Westhuis u. a. berichtet, dass gerade Kinder und Jugendliche die Leidtragenden sind, da sie nicht nur viel, sondern vor allem gutes Essen brauchen. Schließlich haben sie einen höheren Energiebedarf als Erwachsene, sagt Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund.
Den günstigen Familieneinkauf ermöglichen die großen Discounter. Vorsichtig sei aber bei billigen „Kalorienbomben“ geboten, warnt Kersting. Tiefkühlpizzen, Baquettes, Fertigsoßen und -suppen seien beliebte Sattmacher, enthielten aber leider zu viele Kalorien. Ab und zu seinen Ferigprodukte in Ordnung, sie dürfen nur nicht die Basis der Ernährung werden. Wenn sie auf den Tisch kommen, dann sollten sie unbedingt mit frischen Lebensmitteln ergänzt werden.
Eine große Entlastung für den Geldbeutel ist immer noch das Selberkochen, sagt Hartmut König von der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt. Wer mehr selber kocht und weniger häufig in die Imbisstube geht, kann grundsätzlich Kosten reduzieren. Außerdem sei beim Kochen der Fettanteil besser zu kontrollieren. So läßt sich Übergewicht vermeiden. Beim Kochen ist ein hoher Anteil von frischen und pflanzlichen Zutaten wichtig. Von teurem Fleisch sollte ohnehin weniger gegessen werden. Nudeln und Reis sind eine gute Basis, aber sie sollten immer mit Gemüse aufgepeppt werden. Das macht satt mit wenig Kalorien und wirkt Übergewicht entgegen.
Viele Discounter bieten mittlerweise günstige Bio-Produkte an, die das EU-Bio-Siegel tragen und in der Regel einwandfrei sind, urteilt die in Frankfurt erscheinenden Zeitschrift: „Öko-Test“ (09/2007). Kaffee, Mehl und Brotbackmischungen vom Discounter werden ausnahmslos mit sehr gut bewertet. Vollkornnudeln schnitten ebenfalls sehr gut ab. Dabei sind Vollkornnudeln nicht unbedingt teurer als gewöhnliche Nudeln, aber qualitativ viel besser und können häufig verzehrt werden, sagt Hartmut König. Trotzdem bleibt die gesunde Ernährung mit schmalem Budget ein Balanceakt. In einer Studie hat das FKE herausgefunden, dass eine ausgewogene Kost für einen 15-Jährigen durchschnittlich 7,44 € am Tag kostet. Das liegt weit über dem für Lebensmittel kalkulierten Anteil vom Arbeitslosengeld II. Dort sind lediglich 3,42 € am Tag vorgesehen. ——————————————————————————————————————
Zu diesem Thema habe ich die Gesundheitsberaterin aus Winsen/Aller, Marita Knoop, befragt. Sie beschäftigt sich mit der Frage:
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„Ob Vollwerternährung wirklich teurer ist als eine in Deutschland übliche Mischkost“ ——————————————————————————————————————-
und schreibt zu diesem Thema:
Vollwerternährung ist eine vitalstoffreiche Ernährungsform mit einem hohen pflanzlichen Anteil, frisch und naturbelassen oder schonend verarbeitet, sehr abwechslungsreich und richtig lecker. Immer wieder bekomme ich Kontra, wenn ich behaupte, Vollwerternährung mit Bio -und Ökoprodukten ist nicht teurer im Vergleich zu dem, was bei uns in Deutschland so üblicherweise auf den Tisch, bzw. in den Bauch gelangt. In nur einem Satz kann ich natürlich die gesunde Ernährung nicht verteidigen, dazu bedarf es einiger Erklärungen, die aber keineswegs abendfüllend sind. Kurz gesagt, Vollwerternährung umfasst u.a. den Bereich Bio -und Ökolebensmittel von der Herstellung bis zum Verzehr und trägt wesentlich dazu bei, uns in unserer Gesamtheit Mensch körperlich, geistig und seelisch gesund zu erhalten. Vollwertige Lebensmittel sind die, die uns ihre Vitalstoffe zur Verfügung stellen, damit unser Körper sie direkt nutzen kann und außerdem daraus herstellen kann, was wir zum Denken und Handeln benötigen. Biete ich meinem Körper diese wertvollen vollwertigen Lebensmittel an, braucht er nicht ständig nach mehr zu verlangen, in der Hoffnung, dass die nächste Portion die Nährstoffe enthält, die fehlten. Ich bin also mit der guten, gesunden Ernährungsweise satt und spare auch noch Kalorien. Die Einkaufsrechnung zeigt dann auf, dass ich nicht mehr ausgebe, dafür aber für lebenswichtige Qualität bezahle. ————————————————————————————————————-
Tagesbeispiel einer üblichen Ernährung einer vierköpfige Familie, mit zwei immer hungrigen Jugendlichen:
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Frühstück:
– 8 helle Brötchen, Toast, Mischbrot
– Margarine oder Butter
– Käse Aufschnitt, Nutella, Marmelade, Honig
– Kaffee, Tee, ½ Liter H-Milch mit Kakaopulver, 1 Flasche, ca. 3/4 Liter, ACE-Saft
Zwischenmahlzeit:
– 6 Käse- oder Wurstbrötchen oder Mischbrotschnitten
– Müsli-Riegel oder andere Süßigkeiten,
– 4 Becher Früchtejoghurt oder Früchtequark
– Wellnessgetränke, Kaffee, Fruchtsaftgetränke
Mittagessen:
– Fertig-Kartoffelbrei
– 20 Fischstäbchen, Tütensoße
– Erbsen, Möhren aus der Dose
– Brause oder Fruchtsaftgetränk
Zwischendurch:
– Kuchen, Kaffee, Süßigkeiten, Kekse
Abendessen:
– Brot, Butter oder Margarine
– Wurstplatte, Käseplatte
– Früchtetee
– 2 Pizzen für die jungen Leute
Später:
– Chips, Salzstangen, Cola, Bierchen
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Einige dieser Nahrungsmittel bräuchten nur ausgetauscht zu werden gegen vollwertige Lebensmittel, um den Speiseplan gesünder, dabei aber nicht teurer zu gestalten:
– Helle Brötchen gegen Vollkornbrötchen austauschen. Selbstgebacken sind sie sogar günstiger als weiße Brötchen aus der Selbstbedienung im Markt. Vollkorntoast, Vollkornbrot, selbst gebacken ist wieder günstiger.
– Frischmilch (ohne Kakaopulver) oder selbstgekochter Kakao, Direktsaft oder frisch gepresster Saft.
– Sehr gute und lang anhaltend sättigende und wertvolle Alternative (preisgünstiger auch) wäre ein Müsli mit frischen Beeren oder Obst
– Zwischendurch Naturjoghurt, frisches Obst selber zufügen. Banane ist süß, Birne auch, Pfirsich, Nektarine, je nach Saison, Erdbeeren, Blaubeeren usw.. Jugendlichen reicht das evtl. nicht, hier wäre eine Doppelschnitte Vollkornbrot mit z.B. Frischkäse, Gurkenscheiben, Salatblättern und einigen Cocktailtomaten eine leckere Ergänzung.
– Cola, Wellnessgetränke, Fruchtsaftgetränke, ACE-Säfte brauchen wir nicht. Sie sind teuer und eher Chemiecocktails. Besser ist Mineralwasser oder Leitungswasser zum Durstlöschen.
– Kartoffelbrei wird selber hergestellt. Fisch, der nicht auf der roten Liste steht, gedünstet mit frischen Kräutern, Brokkoli – diese Variante ist etwas zeitaufwändiger, bietet aber mehr gesunde Inhaltsstoffe und hat weniger Fett als Fertig- und Tütenprodukte. Ist das Mittagessen heute durch den Fisch etwas teurer, gibt es morgen einen vegetarischen Bohneneintopf, der wieder günstiger ist.
– Kuchen sollte die Ausnahme sein für besondere Anlässe. Als Zwischensnack eignet sich gut Obst und wer mehr braucht, z. B. Vollkornbrötchen oder Brotschnitte mit Quark und Honig, Milchshake mit frischen Bananen, Erdbeeren oder Blauberren.
– Abends darf es ruhig noch mal warm sein, z. B. Tomatensuppe (keine Tütensuppe) mit frischen Kräutern und etwas Sahne, gemischter Salatteller, selbsthergestelltes Dressing, Feta, Vollkornbaguette, Früchte- oder Kräutertee.
– Später Quarkdips mit Paprika -und Möhrenstreifen. Ab und zu ein Bierchen oder ein Glas Wein ist durchaus in Ordnung. Die Kinder trinken Saftschorle.
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Dieses sind nur wenige Beispiele. Wer anfängt, seine Ernährungsweise umzustellen, wird sehr kreativ werden und dabei richtig Spaß an der Sache haben. Gute Tipps zur Herstellung von gesunden Dressings, Suppen, Broten usw. finden sich in Vollwertkochbüchern (Büchereiausleihe und das Beste rausschreiben) und auch im Internet. Viele Fertiglebensmittel sind deutlich teurer als selbst zubereitete, z. B. die beliebte Pizza. Es ist überhaupt nicht schwierig, sie herzustellen. Einfach mal anfangen!! Gut durchdachter Einkauf spart ebenfalls Euros und Kalorien. Fleisch wird eingeplant wie früher der Sonntagsbraten, also nur einmal in der Woche eine kleine Portion. Überhaupt ist eine gesunde und preisgünstige Ernährung mit unseren Grundnahrungsmitteln abwechslungsreich und lecker möglich.
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Lesen Sie dazu auch den Artikel:
„Wieviel Fastfood braucht der Mensch?„,
der in der Zeitschrift: „Securvital“ September/Oktober 07 erschienen ist. Dort wird u. a. eine Tabelle vorgestellt, in der die Mengen an Zucker, in Prozent, aufgeführt sind. Dabei werden industrielle Lebensmittel mit Naturprodukten verglichen.
So enthalten Gummibärchen 77 %, Schokolade und Nuss-Nugat-Creme 60 %, Tomatenketchup 50 %, Eiscreme 30 %, Ananas in Dosen 20 %, Cola, Limonade 12 % und Salatsoße 10 % Zucker, während Äpfel 9 %, Pflaumen 7 %, Möhren 5 % und Tomaten 2 % Zucker enthalten.
In dem Artikel:
„Verbraucherschutz – Cornflakes mit bis zu 40 % Zucker“ wird dieser Sachverhalt ebenfalls angesprochen.
Quellen:
– Ich bedanke mich bei der Gesundheitsberaterin Marita Knoop, dass sie mir ihren Artikel zur Verfügung gestellt hat. – Cellesche Zeitung, 15.09.07, Artikel von Kirsten Westhuis
Dr. Heike Jürgens