Bisphenol im Urin durch Plastikflaschen
Biphenol A, ein verdächtiger Stoff in Babyflaschen ist bereits nach einer Woche im Harn nachweisbar und hat zu einer Diskussion über die Sicherheit von Plastikflaschen geführt. Bisphenol A (BPA) ist ein Derivat des Diphenylmethans und ist eine vielproduzierte Alltagschemikalie. Weltweit werden jährlich mehr als drei Millionen Tonnen davon hergestellt. Die größten Hersteller sind Sunoco, Dow, Bayer und GE. Es wird als Hauptbestandteil bei der Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen (z. B. für Compact Discs, Plastikschüsseln, Babyfläschchen) und Epoxydharzlacken (z. B. für Beschichtungen von Konservendosen und Folienverpackungen) verwendet.
Bereits nach einer Woche ist die Chemikalie Bisphenol aus Hartplastikflaschen im Urin von Testpersonen nachweisbar, berichten Wissenschaftler der Harvard School of Public Health in Boston/USA. Die Forscher ließen Studenten nach einer Woche Plastikflaschenverbot für sieben Tage aus Flaschen – wie den häufig verwendeten Babyfläschchen – trinken. Anschließend fanden sie im Harn der Studienteilnehmer die hormonell aktive Substanz.
Von Bisphenol A ist bekannt, dass es bei Versuchstieren die Fortpflanzung stört. Die kanadische Regierung hat wegen dieser Ergebnisse den Einsatz der Substanz zur Produktion von Babyfläschchen verboten. In der Europäischen Union und Deutschland gilt Bisphenol A dagegen als unbedenklich. Kritiker werfen den zuständigen Behörden allerdings vor, bei diesem Urteil nicht unabhängig von den Produzenten der Chemikalie zu sein, die wichtige Studien finanziert hätten.
In der aktuellen Studie wiesen Forscher zum ersten Mal nach, dass das Trinken aus so genannten Polycarbonatflaschen die Menge an im Urin ausgeschiedenen Bisphenol A erhöht. Neben den vielzitierten Babyflaschen ist Bisphenol A auch Bestandeteil von Campinggeschirr, Aluminiumdosen und Getränkedosen.
„Wir haben herausgefunden, dass bereits das Trinken kalter Getränke aus Polycarbonatflaschen für nur eine Woche die Urinspiegel von Bisphenol A um mehr als zwei Drittel erhöht“, sagt Studienleiterin Karin Michels. „Wenn man die Flaschen erhitzt, wie man das mit Babyfläschchen tut, vermuten wir die Spiegel noch viel höher.“ Das gibt zu denken, weil Säuglinge besonders empfänglich für die Hormonschäden durch Bisphenol A sind.
Verschiedene Studien ergaben, dass Bisphenol A zu verfrühtem Einsetzen der sexuellen Reifung bei Säugetieren führen kann. Auch der Aufbau der Brustdrüse oder die Spermienproduktion wurden beeinflusst.
Für ihre Studie ließen die Wissenschaftler 77 Studenten des Harvard College zunächst für eine Woche lang nur aus Behältern aus rostfreiem Stahl trinken. So sollte verhindert werden, dass mögliche hohe Bisphenol-A-Spiegel aus der Zeit vor dem eigentlichen Test stammten. Anschließend tranken die Studienteilnehmer eine Woche lang alle kalten Getränke aus zwei Polycarbonatflaschen. Während der gesamten Studie sammelten die Wissenschaftler Urinproben. In der Woche, in der die Studenten aus den Plastikflaschen tranken, stieg die Menge an im Urin ausgeschiedenen Bisphenol A um 69 Prozent an.
In Wikipedia ist unter anderem zu lesen, dass Bisphenol im Verdacht steht, erbgutschädigend und gesundheitsschädugend zu sein (siehe auch Gefahrensymbol Xn zu Bisphenol) zu sein: Bisphenol A ist ein Xenoestrogen mit estrogenartiger Wirkung (siehe auch Endokrine Disruptoren) und steht im Verdacht, gesundheits- und erbgutschädigend zu sein. Es stört nicht nur die Sexualentwicklung, sondern auch die Gehirnentwicklung bei Mäusen und Vögeln. Aktuellen amerikanischen Untersuchungen zufolge könnte auch die zivilisatorische Fettleibigkeit darin eine der Ursachen haben.
Dr. Heike Jürgens
Quellen: