Anis – ein Gewürz zum Stärken und Erwärmen

Anis (Pimpinella anisum ) ist eine Pflanzenart in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).

Der Name geht auf das griechische Wort ?????? für Dill zurück, mit dem der Anis häufig verwechselt wurde. Die Familie der Doldenblütler enthält etwa 434 Gattungen mit etwa 3780 Arten, und ist weltweit in den gemäßigten Zonen vertreten. Zu den Doldenblütlern zählen außer Anis viele Gewürzpflanzen und Nahrungspflanzen, so z. B.

– Koriander,
– Fenchel,
– Dill,
– Liebstöckel,
– Fenchel,
– Petersilie,
– Sellerie,
– Karotte und
– Pastinke,

aber auch die als sehr giftig einzustufende und in den letzten jahren leider auch in unseren Breiten häufig anzutreffende Pflanze:

– „Riesenbärenklau„, die 2008 zur Giftpflanze des Jahres gewählt wurde.

Doppeldoldiger Blütenstand von Anis

Anis kommt als einjährige Gewürz- und Heilpflanze in Griechenland und Ägyten wild vor. Kultivierungen finden seit dem Altertum statt, ein Hauptanbaugebiet ist Südrussland. Die verwendeten Pflanzenteile sind die Samen, die zum Heranreifen sonnige, warme Plätze benötigen und daher in unseren Breiten unter diesen Bedingungen auch gedeihen können. So wurde Anis im Mittelalter auch nördlich der Alpen in Gegenden um Erfurt, Bad Langensalza, Mühlhausen und Magdeburg, wo das Hauptintresse des Anis seinem ätherischen Öl galt, das mit Hilfe sogenannter Anisölbrenner durch Destillation mit Wasserdampf gewonnen wurde.

So wird Anis auch heute noch sowohl in der Duftindustrie als auch in der Küche verwendet.

Die Hauptbestandteile der ätherischen Öle der Doldenblüter können je nach Art überwiegend aus Terpenen oder aus Phenylpropanoiden gebildet werden. Beim Anis ist es das Anethol, ein Phenylpropanoid, das auch in Fenchel und Sternanis vorkommt. Der Geruch von Anethol ist verantwortlich für das klassische Anisaroma.

Strukturformeln der Cis- und Trans-Isomere des Anethols

Anethol wirkt in der Lunge schleimlösend und schwach antibakteriell. Gleichzeitig zeigt es eine krampflösende Wirkung und wird zur Verflüssigung und Abtransport des Schleimes in der Lunge (Auswurf von Bronchialsekret) und gegen Blähungen.

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Chemie für Interessierte:

Die Doldenblütler sind die Familie mit dem größten Spektrum an Cumarinverbindungen. Neben einfachen Cumarinen und Hydroxycumarinen (z. B. Umbelliferon) treten auch eine Vielzahl an Cumarinderivaten auf. Dazu zählen auch die Furano- und Pyranocumarine. Cumarine sind als Aromastoffe natürlich vorkommende Sekundäre Pflanzenstoffe. Furanocumarine, in deren Grundgerüst Cumarin mit einem Furanring fusioniert ist, sind photosensible Verbindungen, die, wie es beim Riesenbärklau der Fall ist, in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Berührungen mit Pflanzenteilen in Verbindung mit Tageslicht können bei Menschen zu schmerzhaften Quaddeln und schwer heilenden Verbrennungserscheinungen (Photodermatitis) führen.

Strukturformel von Psoralen

Psoralen, ein lineares Furanocumarin

Strukturformel des Cumarins

Außerdem wurden in einigen Doldenblütlern über 150 Polyacetylen-Verbindungen nachgewiesen, die giftig sind und die Giftigkeit einiger Arten der Doldenblütler , wie z. B.  der Wasserschierlings (Cicuta virosa) und die Safranrebendolde (Oenanthe crocata) bedingen.

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Gesundheitstipps:

Anis ist stärkend und erwärmend. Körperfunktionen (Sekretionen) werden angeregt, so dass Probleme mit den Bronchien, der Galle und der Leber durch den Genuss von Anis positiv beeinflusst werden können. Aufgrund der sekretionsfördernden Wirkung kann eine Mundtrockenheit behoben und die Milchproduktion der Milchdrüsen bei Stillenden angergt werden.

Die Abwehrkräfte des Körpers vor Infektionen werden gestärkt und die Leistungsfähigkeit der Nervenzellen und des Herzens verbessert. Es wirkt Ermüdungserscheinungen entgegen, da es stimulierende und vitalisierende Eigenschaften besitzt.

Es kräftigt den Magen und wirkt auch hier krampfstillend. Blähungen, Verdauungsbeschwerden und Kolliken werden gelindert. (2 bis 6 Tropfen Anisöl auf 1 Stck Zucker).

Kopfläuse und andere Parasiten können durch Anisöl bekämpft werden (1 Teil Anisöl auf 10 Teile Fett, Vaseline oder Öl).

Dr. Heike Jürgens

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Weiterführende Literatur/Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anis

http://de.wikipedia.org/wiki/Dill_%28Pflanze%29

http://de.wikipedia.org/wiki/Doldenbl%C3%BCtler

http://de.wikipedia.org/wiki/Riesen-B%C3%A4renklau

http://de.wikipedia.org/wiki/Giftpflanze_des_Jahres

http://de.wikipedia.org/wiki/Anethol

http://de.wikipedia.org/wiki/Cumarin

http://www.chemistryworld.de/aroinfo/1568-aro.htm

„Systematik des Pflanzenreichs unter besonderer Berücksichtigung chemischer Merkmale und pflanzlicher Drogen“ von Dietrich Frohne, Uwe Jensen. 382 Seiten, 4 Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Jena, New York 1992

– „Mit Gewürzen und Kräutern kochen und heilen, Rezepte für die Heil- und Kochkunst, Anbau, Ernte, Konservierung“ von Monika Aschl, Ennsthaler Verlag Steyr Verlag, 2009, 212 Seiten

Kurzbeschreibung:
Dieses Buch zeigt, wie allein mit dem Würzen von Speisen auf individuelle Schwachpunkte des Körpers und akute Erkrankungen eingegangen werden kann. Es sammelt einfache Rezepte, die erklären, wie man mit Zutaten, die jeder zur Verfügung hat, wirkungsvolle Heilmittel herstellen und wie man mit Aromaten Stimmungen beeinflussen kann. Es stellt von (A)nis bis Z(i)mt eine große Zahl von schon in Vergessenheit geratenen Gewürzpflanzen vor, rückt die gebräuchlichen in ein neues Licht und entdeckt die Heilkraft von Kräutern neu.

Autorin: Die Autorin absolvierte in Salzburg das Diplomstudium der Biologie sowie Biologie und Erdwissenschaften für das Lehramt. Schon im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten spezialisierte sie sich auf Pflanzen und ihre Wirkstoffe. Diese Kenntnisse wurden mit der Zeit vertieft und der Drang, das Wissen weiterzugeben, stieg. Daher nahm sie Unterricht an einer Heilpraktikerschule und an verschiedenen Volkshochschulen bzw. besuchte Wellness-Seminare. Erfolgreich umsetzen konnte sie ihre Ideen u.a. in der Planung des Neumarkter Wildgemüse-Lehrpfades.

Einkaufstipps:

Bitterkräutermischung mit Anispulver und anderen Gewürzen, erhältlich in gut sortierten Reformhäusern und/oder Spezialversendern, wie Topfruits.

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