Acetylsalicylsäure – umstrittendes Medikament bei der Prävention von Herzkreislauf-Problemen

Acetylsalicylsäure (ASS) ist ein beliebtes Schmerzmittel, das zudem noch blutverdünnende Eigenschaften aufweist. Viele Menschen nehmen dieses Medikament, um Herzkreislauf-Probleme zu verhindern.

Strukturformel von ASS

Acetylsalicylsäure, kurz ASS, ist ein weit verbreiteter schmerzstillender, entzündungshemmender, fiebersenkender und thrombozytenaggregationshemmender Wirkstoff. Namensgebend für den Wirkstoff waren die Weidengewächse (lat. Salicaceae), aus denen erstmals diese Substanz gewonnen werden konnte. ASS wurde insbesondere unter dem Markennamen Aspirin bekannt. Der Name Aspirin leitet sich vom Echten Mädesüß, auch Spire genannt, einem salicylathaltigen Rosengewächs, ab, wobei: „A“ für die Acetylgruppe, „spirin“ für den Inhaltsstoff der Spire steht.

Chemie für Interessierte:

Acetylsalicylsäure ist der Trivialname für 2-Acetoxybenzoesäure, wie sie nach den IUPAC-Regularien heißt. Dabei handelt es sich um ein Derivat der Salicylsäure (o-Hydroxybenzoesäure), womit die Acetylsalicylsäure sowohl als Benzoesäure als auch als Ester der Essigsäure (Essigsäuresalicylester) aufgefasst werden kann. Das Gesamtmolekül hat einen hydrophilen und einen lipophilen Anteil.

Kristalle von ASS

ASS wirkt durch Hemmung der Cyclooxygenase COX-1 schon in kleinen Dosen (30–50 mg) gerinnungshemmend, mit steigender Dosis (0,5–2 g) durch Hemmung der Cyclooxygenase COX-1 und COX-2 und der daraus folgenden, sinkenden Bildung von Prostaglandinen auch dezentral schmerzstillend, antirheumatisch sowie fiebersenkend und schließlich (2–5 g) entzündungshemmend. Prostaglandine sind unter anderem auch an der Regelung der Magensäuresekretion und der Magenschleimhautdurchblutung beteiligt, so dass durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese bei höheren Dosierungen und längerfristiger ASS-Einnahme, beispielsweise im Rahmen der Behandlung von rheumatischen Beschwerden, Magenbeschwerden und Magenblutungen auftreten können. Die Magenunverträglichkeit beruht zu einem wesentlichen Teil auf der (gewünschten) systemischen Hemmung der Prostaglandinsynthese und lässt sich durch andere Darreichungsformen (magensaftresistente Tablette, Zäpfchen oder intravenöse Gabe) allenfalls abmildern.

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Studienlage:

Eine Studie an der Universität Oxford in England hat nun gezeigt, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure bei bestehenden Herzkreislauf-Erkrankungen (Sekundärprävention) das Risiko eines Herzinfarkts und Schlaganfalls reduzieren kann, nicht aber bei Menschen, die gesund sind und nur zur Vorbeugung dieses Medikament nehmen (Primärprävention). Die Mediziner fanden heraus, dass bei den Gesunden die Einnahme des Medikamentes sogar Risiken mit sich bringt, da außer der gewollten Reduzierung tödlicher Herzinfakte auf der anderen Seite zusätzlich Blutungen im Gehirn und Magen-Darm-Trakt auftraten, die im Verhältnis zu den verhinderten tödlichen Herzinfarktraten überwogen. Bei diesen Langzeitstudien ließen sich jeweils 10.000 Menschen ein Jahr lang mit dem Wirkstoff ASS behandeln.

In der Sekundärprävention allerdings verringerte die Säure ernsthafte Vorfälle wie beispielsweise einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder einen durch Herzkreislauf-Probleme verursachten Tod um ein Fünftel. Das Risiko eines derartigen Vorfalls ist in der Reihe der Herzkreislauf-Patienten deutlich erhöht. So konnte das Medikament unter 10.000 Menschen dieser Gruppe 150 Vorfälle verhindern. Diese hohe Zahl übertrifft den Prozentsatz der erhöhten Blutungsgefahr bei weitem. Die Zahlen gelten gleichermaßen für Frauen und Männer.

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Nach bisherige Richtlinien wurde oft auch Gesunden nahegelegt, ASS präventiv einzunehmen, z.B., wenn sie unter hohen Cholesterinwerten und/oder erhöhtem Blutdruck litten. Die oben aufgeführten Studien zeigen jedoch, dass Menschen, deren koronares Herzrisiko erhöht ist, auch oft unter einem gesteigerten Blutungsrisiko leiden, sodass Mediziner von dem Einsatz von ASS zur Primärprävention neuerdings abraten.

„Die Studien zur Primärprävention liefen alle zu einem Zeitpunkt, an dem die Medikation mit beispielsweise Statinen noch nicht so üblich war“, so Professor Colin Baignet, der Leiter der Studie. Heutzutage wissen Ärzte, dass eine Behandlung mit diesen Medikamenten sinnvoller wäre. „Acetylsalicylsäure bietet Patienten Vorteile, die bereits unter Herzkreislauf-Erkrankungen leiden. Unsere neusten Ergebnisse rechtfertigen allerdings keinen unbedachten breiten Einsatz bei gesunden Menschen.“

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In Wikipedia ist zu lesen, dass die Nebenwirkungen von ASS als Medikament der Schmerzmittelgruppe der Nichtopioid-Analgetika (also zusammen mit Paracetamol, Ibuprofen u.a.) zu den 16 häufigsten Todesursachen in den USA gehören. Da aber die Zahl der Opfer frei verkäuflicher Schmerzmittel in Statistiken nicht einzeln aufgeführt wird, nimmt die Öffentlichkeit die Gefahren einer gewohnheitsmäßigen oder dauernden Einnahme kaum wahr.

Dr. Heike Jürgens

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Quellen/weiterführende Literatur:

http://de.wikipedia.org/wiki/Acetylsalicyls%C3%A4ure

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